Weihnachtsstern

Der Stern von Bethlehem

Jedes Jahr zur Weihnachtszeit begegnet uns die Darstellung des Weihnachtssterns. Aus der Bibel kennen wir seine Geschichte und Bedeutung. Astronomen hat es seither interessiert, was für ein Naturphänomen sich hinter dem Stern von Bethlehem verbergen könnte. Mit Sicherheit war es eine Erscheinung, die nicht alle Tage beobachtbar ist. Etwa wie ein Komet. Wir alle können uns sehr gut an den beeindruckenden Kometen Hale-Bopp erinnern, der unübersehbar im Frühjahr 1997 am Abendhimmel dominierte.

Komet Hale-Bopp 1997

Kometenfurcht um 1857

Kometen galten aber seit alters her im Volksglauben als Unheilbringer, welche Seuchen und Tod über die Erde bringen. Doch aus der fraglichen Zeit sind keine Kometen- sowie Novae-Beobachtungen bekannt. Novae (Nova: neuer Stern) sind plötzlich hell aufleuchtende, sternähnliche Objekte in Himmelsregionen, wo zuvor kein Stern beobachtet wurde. Man glaubte daher, einen neuen Stern zu sehen. Heute wissen wir, es sind Explosionen alter Riesensterne, die einige Tage oder sogar Wochen am Himmel sichtbar sein können.

Bildsequenz einer Sternexplosion

Am 10. Oktober 1603 leuchtete im Sternbild Schlangenträger ein „Neuer Stern“ auf, zu dessen Beobachtern auch der berühmte Astronom Johannes Kepler zählte. Zuvor standen die beiden auffälligen Planeten Jupiter und Saturn sehr nahe beieinander am Himmel. Kepler kam dadurch auf die Idee, dass auch der „Weihnachtsstern“ durch eine nahe Zusammenkunft heller Planeten, eventuell unter Hinzutritt eines „Neuen Sterns“, zu erklären sei. In aufwendigen Berechnungen überprüfte er die Häufigkeit naher Begegnungen der großen Planeten. Kepler fand heraus, dass im Jahre 7 v.u.Z. eine mehrfache Begegnung der hellen Planeten Jupiter und Saturn stattfand. Unter dem Gesichtspunkt der babylonischen Astrologie deutet vieles darauf hin, dass diese sehr seltene (nur alle 854 Jahre) große Konjunktion der beiden Planeten im Sternbild der Fische, als Stern von Bethlehem zu deuten ist.

Planetenkonstellation im Jahre 7 v.u.Z.

Demnach war es ein „Stern“ den nicht jeder sehen konnte! Im Matthäus-Evangelium kommt zum Ausdruck, dass weder Herodes noch seine Hohenpriester und Schriftgelehrten einen Stern, der die Geburt des neuen Königs ankündigte, gesehen hatten. Deshalb „… berief Herodes die Weisen heimlich und erlernte mit Fleiß von ihnen, wann der Stern erschienen wäre…“.

Babylonische Keilschrifttafel mit einer Berechnung der Planetenkonjunktion von Jupiter und Saturn für das Jahr 7 v.u.Z.

Der Planet Jupiter gilt als der Stern des Königs, der Planet Saturn ist der Stern der Juden und das Sternbild der Fische steht für das Land Palästina. Die Planetenkonjunktion beginnt mit der ersten Morgensichtbarkeit, dem heliakischen Aufgang, des Planeten Jupiter am 16. März im Jahre 7 v.u.Z., gefolgt durch den Frühaufgang des Planeten Saturn am 4. April gleichen Jahres. Der Bibeltext: „Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland…“, ist von Martin Luther versehentlich, vielleicht weil er in der korrekten Übersetzung keinen Sinn erkannte, unkorrekt übersetzt worden. Es heißt richtig: „… im Aufgang…“. Das ist im astrologischen Sinne der Zeitpunkt der Geburt des Messias.

Die jüdischen Magier erwarteten auf Grund von astrologischen und zahlenmystischen Spekulationen die Geburt eines neuen Königs der Juden. Die zweite Engstellung von Jupiter und Saturn beobachteten sie am 15. September und nahmen dies zum Anlass für ihre etwa 900 km lange, beschwerliche Reise nach Jerusalem. Auf ihrer Pilgerreise machten sie Rast in Damaskus und berieten sich mit anderen Magiern. Sie erhielten Kunde von den vorherrschenden Verhältnissen in Jerusalem und wurden vor dem durch die Römer eingesetzten Statthalter Herodes gewarnt. Dieser solle aus Angst um seine Macht unter Verfolgungswahn leiden. Herodes' Söhne, die alle andere Mütter hatten, führten untereinander einen erbitterten Machtkampf, bei dem sie auch nicht vor Mord zurückschreckten. Möglicherweise ist ein Enkel Herodes' der neue König.

Vorgewarnt zogen die Magier (wahrscheinlich hat sich ein Magier aus Damaskus ihnen angeschlossen) weiter nach Jerusalem. Um den 11. – 13. November im Jahre 7 v.u.Z. treffen die drei Magier in Jerusalem ein. In der Stadt hat niemand Kunde von der Geburt eines neuen Königs der Juden. Herodes erfährt von der Ankunft der weitgereisten Pilger und lässt sie zu sich bringen, damit sie berichten, weshalb sie solch eine lange und gefährliche Reise auf sich nahmen. Nachdem er die Magier gehört hatte, versammelte Herodes seine Gelehrten und befragte sie nach dem Stern. Die Gelehrten wussten nichts von einem Stern zu berichten, denn ihnen war kein außergewöhnliches Objekt am Himmel aufgefallen. Daher glaubte Herodes, es handele sich wahrscheinlich nur um eine astrologische Spekulation der Magier. Deshalb ließ er sie weiter ihrem „Stern“ folgen und nach dem Kind suchen. Wenn sie es gefunden hätten, wolle auch er kommen, um dem neuen König zu huldigen.

Umgebungskarte von Jerusalem

So verließen die drei Magier die Stadt Jerusalem durch das südliche Tor und sahen wieder ihren „Stern“. Sie folgten ihm, und der Weg führte sie in Richtung Bethlehem. Die Wegstrecke dorthin betrug weniger als zehn Kilometer und sie werden sie in etwa zwei Stunden bewältigt haben. In dieser Zeit bewegte sich der Sternenhimmel, so dass der „Stern“ den sich nach Südwesten abbiegenden Weg nach Bethlehem weist. Von dem „Stern“ ging ein seltsames Leuchten (Zodiakallicht) aus, das geradezu auf die Hütte der heiligen Familie schien. Dort fanden die drei Magier ein etwa zehn Monate altes Kind (stehend neben seiner Mutter) vor. Sie huldigten ihm und brachten ihm ihre Gaben (Gold, Weihrauch und Myrrhe) dar.

Die drei Magier wussten um die Gefahr, die von Herodes ausging. Auch der Planet Mars, der die feindlichen Westvölker symbolisiert, drängte sich am 20. Februar im Jahre 6 v.u.Z. zwischen die Konstellation von Jupiter und Saturn, was nichts Gutes verhieß. Deshalb drängten die drei Magier die heilige Familie zur Flucht aus Bethlehem. Auch sie selbst verließen Bethlehem auf Umwegen, um nicht in die Fänge Herodes' zu geraten.

Herodes befahl zu dieser Zeit den Kindermord zu Bethlehem an allen Knaben, die zur fraglichen Zeit geboren sein konnten. Diese Begebenheit wurde etwa achtzig Jahre später im Matthäus-Evangelium niedergeschrieben.

Dass Weihnachten heute am 25. Dezember gefeiert wird, bleibt von der zeitlichen Abfolge der Geschehnisse unberührt, da dieses Datum erst seit dem Jahre 336 u.Z. festgelegt wurde, als das Weihnachtsfest das alte Fest der unbesiegbaren Sonne nach der Wintersonnenwende ersetzte.

Begriffserklärungen

Konjunktion, Gleichschein:

besondere Stellung von zwei oder mehreren astronomischen Objekten (Sonne, Mond, Planeten oder Sterne), von der Erde aus gesehen

Zodiakallicht, Tierkreislicht:

schwache Lichterscheinung entlang der scheinbaren Jahresbahn der Sonne, verursacht durch von der Sonne angeleuchtete Staubpartikel in der Ebene der Planetenbahnen